Battodo-Dojo-SüdWest
Battodo-Dojo-SüdWest

Klinge reinigen

Auszug aus dem Buch France Tenshin Ryu Battodo“ von J.P. Réniez ab Seite 54

 

Warum man seine Klinge nicht in der Phase des Zanshin reinigen soll

 

Ich möchte über eine gefährliche Art und Weise sprechen, welche sich nach meinem Geschmack zu schnell bei gewissen Schülern und sehr jungen europäischen Lehrern entwickelt. Ich meine das Reinigen der Klinge mit einem ölgetränkten Lappen oder unter zu Hilfenahme eines speziellen Papiers (Nugui Gami) während der schwierigen (technisch, physisch als psychisch) Phase des Zanshin. Dies wird praktisch nach jedem Schnitt durchgeführt, um die Reste von Matten – Fasern oder Fäden – welche an der Klinge haften, zu entfernen.

 

Zunächst habe ich niemals gesehen, wirklich niemals, dass bestätigte Schüler oder Lehrer in Japan so etwas machen.....egal wann oder wo auch immer das sein mag. Diese Art ist eine große Ketzerei und darüberhinaus ein großer technischer Fehler für mich, und ich werde das lang und äußerst klar im Folgenden erklären.

 

Als erstes zerstört diese Art den Rhythmus der ausgeführten Kata, und zweitens werden die Sicherheitsregeln nicht beachtet. Diese besagen, dass man das Schwert nach dem Tshiburi wieder in die Saya zurückführt. Schlimmer noch: einige leichtsinnige Schüler überstürzen die Entfernung der unerwünschten Verunreinigung, und – nochmal - verletzten die Grundregeln der Sicherheit! Keine unnötigen Bewegungen im Dojo.

 

Wenn das Schwert richtig scharf ist sollten keine Reste nach dem Schnitt von gewässerten Matten daran hängen bleiben. Noch weniger Risiko besteht beim Schneiden von grünem oder trockenem Bambus und bei allen harten Materialien.

Unter allen Umständen muss man darauf achten, dass das Zusammenspiel der verschiedenen zu schneidenden Materialien in gutem Zustand und gut vorbereitet sind. Zögert nicht einen Materialverantwortlichen zu benennen. Die Materialien  müssen für die gewählten Schnitte geeignet sein und zu den Fähigkeiten der Schüler passen!

 

Anhaftungen können sich ergeben,  wenn zu langsam geschnitten wird und die Schneide der Klinge eine Mikroverzahnung aufweist (in diesem Zusammenhang: wenn die Oberfläche mikroskopisch uneben ist, dann entspricht die Schneide des Katanas eher der Form eines Brotmessers, welche für korrekte und effiziente Schnitte im Battodo ungeeignet ist),  hervorgerufen durch Abnutzung oder falsches Polieren,  oder wenn das Shinogi zu dick ist....Anhaftungen ergeben sich auch bei Schnitten am falschen Material.

 

In diesem speziellen Fall reicht ein kräftiges vertikales Tchiburi  aus, um die Anhaftungen zu entfernen. Zusätzlich ist es immer möglich (ohne Angst) während des Noto  (hier rate ich dringend das Noto mit der Schneide nach oben! welche dann übrigens in  Übereinstimmung mit dem vertikalen Tchiburi ist) mit Zeigfinger und Daumen die Anhaftungen zu entfernen, welche in der Saya nichts zu suchen haben.

 

Wenn man das Problem der Anhaftungen ignoriert wird das Schwert immer schwerer in die Saya zu führen sein. Ohne die berühmten „Anmachhölzer“ beim inkorrekten Noto zu vergessen. Ich bin sicher, dass viele Leser beim täglichen Üben mit diesem Problem konfrontiert sind. Man soll eher alle seine Schnitttechniken verbessern, als seine Klinge vom Öl befreien; besser sich öfters sein Noto wie beschrieben bewusst machen,  als sich die Fingerspitzen abzuschneiden!

 

Ein weiterer, oft auftretender Grund, für Anhaftungen ist das, was man oft als Lösung dagegen ansieht: die Klinge ist eingeölt....es ist richtig, dass nach einer langen Serie von Schnitten eine sehr feine Schicht von Katana Abura das Eindrigen in die Materialien und damit den Schnitt unterstützt, eine komplett eingeölte Klinge ist ein wirkliches Handicap und gefährlich. Darüberhinaus kommt es oft vor, zu viel Öl die Finger glitschig und klebrig machen (vergiss niemals die aktiven und passiven Sicherheitsregeln ...das ist übrigens gleichermaßen eine gute Form des Zanshin).....

 

.....

 

Während man ein Stück Papier oder einen Lappen aus seinem Keigogi zieht, lässt das Zanshin nach (physisch und mental) und man verliert sich in der Reinigung der Klinge. Es ist nicht möglich, dass man auf eine immer mögliche plötzliche Attacke des mutmaßlichen Gegners reagieren kann, mit der linken Hand das Papier haltend, mit der rechten das Schwert zum Boden hin, den Blick auf das Schwert, mein schönes Schwert.....

 

 

wird fortgesetzt

 

Druckversion | Sitemap
© Clemens Klein